Mauren

Mauren
Mauren,
 
1) spanisch Mọros, Bezeichnung für die Muslime arabischer und berberischer Herkunft, die 711-1492 in weiten Teilen der Iberischen Halbinsel und Nordwestafrikas herrschten und die maurische Kultur und Kunst (maurischer Stil) schufen. - Mauri nannten im Altertum die Römer einen zur Zeit Plinius' des Älteren fast ausgestorbenen Berberstamm, zuweilen auch zusammenfassend andere Berberstämme.
 
 2) arabisch-berberische Mischbevölkerung mit negridem Einschlag in Nordwestafrika, vom Süden Marokkos bis in den Norden Senegals (hier etwa 100 000 Mauren), im Osten bis zum Nigerknie (in Mali etwa 230 000 Mauren), also v. a. in Westsahara (Sahraoui) und in Mauretanien (hier etwa 1,5 Mio.). Die vielfach noch in Stämmen organisierten Mauren (Brakna, Kunta, Trarza, Berabisch, Reguibat) sprechen Hassania, einen arabischen Dialekt; daneben finden sich berberische Sprachinseln. Die ursprünglich berberische Bevölkerung dieses Raums wurde ab dem 11. Jahrhundert arabisiert und islamisiert; es entstand die heute noch bestehende Klassenstruktur mit dem in Krieger (etwa ein Drittel, meist arabischer Herkunft) und Marabuts (etwa zwei Drittel, berberischer Herkunft) gegliederten Adel und ihren ebenfalls weißen Vasallen (Zenaga). Am unteren Ende finden sich die negriden Harratin, deren bis zur Sklaverei reichende Tributpflicht bis heute nicht restlos überwunden ist. Etwas außerhalb der sozialen Hierarchie stehen die Kaste der Handwerker (Schmiede) und Barden sowie die kleinen Gruppen der Fischer (Imraguen) und Jäger (Nemadi), die wohl auf die Urbevölkerung zurückgehen. Die Mauren, traditionell Nomaden, sind infolge großer Dürrekatastrophen heute weitgehend ihrer Existenzgrundlage beraubt und werden zunehmend sesshaft.
 
 
M. Brett u. W. Forman: Die M. Islam. Kultur in Nordafrika u. Spanien (a. d. Engl., 1981).
 
 3) Mauretani|er, die Bevölkerung von Mauretanien.
 

Universal-Lexikon. 2012.

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